Radreise Südost: EU verlassen

Radreise Südost: EU verlassen

Es wurde Zeit und auf einmal war es so weit und ich hatte meinen ersten Stempel im Reisepass. So begann meine Woche 3.

💡
Vorherige Blogeinträge findest du unter: Radreise Südost

Tag 15 - Mostar - 65 km

An die frühen Sonnenaufgänge habe ich mich noch nicht gewöhnt. So war ich früh wach, aber das half mir zu erkennen, dass ich heute Kroatien und die EU verlassen werde. So auch das Mobilfunknetz. Also buchte ich noch kurz eine Unterkunft und los konnte es gehen.

Um keine großen Hindernisse zu haben, plane ich nur noch Rennradrouten. Aber Baustellen kennt Komoot nicht. So landete ich auf dem ersten Kilometer in einer und erlitt meinen zweiten Platten der Reise. Wieder riss der Schlauch, ohne Loch oder Schaden im Mantel. Ein sogenannter Snakebite.

Dieses Mal ging das Wechseln schon schneller. Aus der Baustelle heraus konnte ich die Grenze in 10 Minuten erreichen und ohne Probleme und mit dem ersten Stempel im Reisepass einreisen.

In Bosnien angekommen, hingen zuerst noch überall kroatische Flaggen. Außerdem waren die Cafés alle gut besucht. Zur Halbzeit ging es auf eine viel befahrenere Straße. Mein kleiner Rückspiegel machte sich bezahlt, weil ich wusste, welchen Gullideckeln ich ausweichen konnte und welchen nicht, um nicht vom Verkehr erfasst zu werden. Im Allgemeinen wurde aber gut Abstand gehalten.

Während ich mir in einer kleinen Bäckerei etwas zum Mittagessen kaufen wollte, stieß ich auf mein nächstes Problem: Geld. Bosnische KM hatte ich nicht, aber dank der Grenznähe wurden Euro akzeptiert und auch fair getauscht.

Gestärkt ging es dann nun zum ersten Mal mit Musik in den Ohren nach Mostar. Im Apartment angekommen, wusch ich meine Wäsche und traf mich wieder mit dem anderen Radreisenden von gestern auf ein Abendessen. Bei einem Bierchen ging der Abend zu Ende.

Tag 16 - Mostar - Pausentag

Ausgeschlafen plante ich meine Route auf dem Ciro Trail, einem abgeschiedenen Railtrail 140 km nach Dubrovnik. Ohne Internet und Wasser für ca. 1 Tag musste ich mich vorbereiten. Ich lud Offline-Übersetzer, Karten, Musik und Filme herunter.

🗺️
Meine Route und mehr Bilder sind hier zu finden: https://route.sebastianwieser.de/lists?list=i7otg2s768e302b

Um auf weitere Platten vorbereitet zu sein, kaufte ich noch weitere Flicken und Ersatzschläuche. Außerdem besorgte ich eine leichte Grundversorgung an Essen.

Am Nachmittag besichtigte ich die Stadt und die bekannte Brücke. Eine sehr bewegte Geschichte und die Spuren des Krieges sind überall nach sichtbar. Zum Abend traf ich wieder den anderen Radreisenden auf einen guten, aber zu kleinen Burger.

Tag 17 - Ciro-Trail Teil 1 - 71 km

Früh wach packte ich alles wieder zusammen und frühstückte noch entspannt. Die ersten Kilometer aus Mostar raus ging es noch auf der vielbefahrenen Straße, aber nach 5 Kilometern kam das erste Ciro-Trail-Schild: 140 km nach Dubrovnik, und die Hauptstraße konnte verlassen werden.

Gut ausgeschildert ging es neben der bestehenden Zugstrecke bergab mit 29 km/h im Durchschnitt bis kurz vor die kroatische Grenze; 45 km bereits um 11 Uhr erreicht.

Weiter in Bosnien teilte sich der Ciro-Trail das erste Mal in die originale Route und eine Straße. Ich probierte die originale Trasse. Leider war es zu grober Schotter, und ich erlitt meinen dritten Platten bereits nach 2 km.

Die Lust zu reparieren war noch nicht da, deswegen habe ich erst mal den Klappstuhl aufgebaut und zu Mittag gegessen. Nach 20 Minuten war der Schlauch getauscht. Deutlich schneller als beim ersten Mal (90 Minuten). Danach schob ich mein Rad zurück auf den Asphalt und nahm die steilere Straße 400 Höhenmeter hinauf.

Kurz vor dem Ende des Anstiegs musste ich wegen des zu steilen Anstiegs schieben. Dort kam mir dann ein Australier mit dem Rad entgegen, 2,5 Jahre unterwegs von Indonesien aus. Ganz oben gab es dann ein Eis und die letzten 10 km leicht bergab zu einem See. Dort angekommen war ich bei der Hälfte des Ciro-Trails um 15 Uhr. Ich klappte wieder meinen Klappstuhl auf und genoss die Ruhe am See. Eine Stunde kam dann der andere Radreisende aus Mostar an, und wir verbrachten den Abend zusammen, kochten gemeinsam und gingen dann früh schlafen. Dies war die erste Nacht, in der ich wild zeltete.

Tag 18 - Dubrovnik - 88 km

Die erste Nacht wild zelten war anstrengend. Ich machte mir über jedes Geräusch Sorgen. Früh wach packte ich zusammen und machte mich auf den Weg zum nächsten Supermarkt, 25 km entfernt. Mein Wasser war knapp vom kochen am Abend aber gerade so schaffte ich es dorthin. Eine sehr wenig befahrene Straße führte auf dem Ciro-Trail weiter. Um Punkt zwölf endet der Ciro-Trail plötzlich am Ende einer Siedlung an einer Hauptstraße, direkt an der Grenze zurück nach Kroatien.

Bergab ging es auf die sehr stark befahrene Küstenstraße nach Dubrovnik. Ich versteckte mein Fahrrad dort angekommen zwischen den vielen Mopeds und schlenderte durch die Altstadt. Nach einem teuren, aber guten Mittagessen musste ich wieder die Küstenstraße hinauf und ein Stück zurück radeln, um zu meinem Campingplatz zu kommen. Dort traf ich noch einen Brasilianer, der, nachdem er Südamerika durchradelt hatte, nun Europa durchquert und auf dem Weg nach Japan ist. Zum Abendessen gab es am Wasser noch eine gute Pizza.

Tag 19 - Budva - 84 km

Besser ausgeschlafen ging es weiter auf der Küstenstraße bis zum Flughafen Dubrovnik. Dort bin ich auf den Ciro-2-Trail nach Montenegro gestoßen. Hier nicht ausgebaut, ging es auf der ruhigen Parallelstraße zur Grenze. Auf dem Weg hätte es noch einen Panorama-Grenzübergang an der Küste gegeben, aber wegen Gegenwind bin ich im Landesinneren geblieben. Der Grenzübertritt dauerte etwas, aber er war unkompliziert. An der Uferpromenade nach der Grenze machte ich Pause und merkte sofort, dass die Urlaubssaison im Gegensatz zu Dubrovnik noch nicht begonnen hatte.

Die Uferpromenade stellte sich als die Fortsetzung des Ciro-Trails heraus, als ich auf einmal durch einen Eisenbahntunnel fuhr. Kurz darauf erreichte ich die Fähre der Bucht von Kotor. Für Fußgänger und Fahrradfahrer kostenlos.

Kotor habe ich mir nicht angeschaut und bin auf direktem Weg nach Budva aufgebrochen. Es fing an zu regnen, und so machte ich eine Cafépause. Cola hatten sie nicht. Ich dachte, es hörte auf, aber paar Minuten später, wieder auf dem Rad, regnete es weiter, und die Straße wurde zur Baustelle. Der Verkehr kam kaum voran, und irgendwann war der Asphalt weg, und ich fuhr nur noch durch Matsch. Nach 15 km Baustelle noch ein steiler Anstieg, und ich erreichte Budva.

Die Vermieterin sprach zwar nicht Deutsch oder Englisch, aber zeigte mir einen Gartenschlauch zum Waschen des Rades und gab mir ein Handtuch zum Abwischen des groben Drecks.

Tag 20 - Budva - Pausentag

Ausgeschlafen nutzte ich den regnerischen Pausentag, um meine Sachen zu waschen, und schaute mir am Nachmittag kurz die Altstadt an. Außerdem plante ich meine Route bis Thessaloniki, um pünktlich zum Strandurlaub mit der Familie anzukommen.

Tag 21 - Bushat - 99 km

Um es pünktlich nach Thessaloniki zu schaffen, musste ich einen Tag rein holen und wachte früh, aber ausgeschlafen auf. So musste ich heute bis Albanien kommen. An der Küstenstraße war zwar Verkehr, aber es ging. Viel Interessantes passierte auch nicht. Ein paar Kilometer vor der Grenze verließ ich die Küstenstraße und machte mich ins Landesinnere auf. Kurz vor einer Baustelle mit längerer Wartezeit traf ich einen Iren, der von Neuseeland aus die letzten 6 Jahre nach Hause radelte (mit Pausen). Es war ein ganz interessantes Gespräch und das einzige an diesem Tag.

An der Grenze war viel los, aber dieses Mal drängelte ich mich vor. Ich stellte mich zu zwei deutschen Motorradfahrern. Kurz darauf wurde ich aber zum Fußgängerübergang gewunken, zusammen mit einem einheimischen Radler. Wir wurden ohne Kontrolle einfach durchgewunken. Da es eine gemeinsame Grenzkontrolle war, gab es keine separate Einreise. Leider fing es danach an, leicht zu regnen.

Ab der Grenze war es auch flach, und so schaffte ich 99 km zu einem Campingplatz ein Stück südlich von Shkodra. Es hatte dort angekommen aufgehört zu regnen, aber es ging noch ein Wind, so legte ich mich zum einzigen windgeschützten Platz. Dieser lag leider direkt am beleuchteten Weg mit Fußgängern, die vom Hotel zum Restaurant direkt an mir vorbeigingen.

Fazit

Woche 3 war sehr spannend. 4 Länder, 3 davon neu für mich. Es war außerdem die erste Erfahrung für mich so richtig im regen zu radln und vollständig durchnässt anzukommen. Motiviert freue ich mich auf Alabanien und Nordmazedonien. Mehr dazu im nächsten Blogbeitrag.